Wann muss man eine Rettungsweste tragen?

Rettungswesten sind ein wesentliches Sicherheitselement auf jeder Yacht. Ob und wann man sie tragen muss, hängt von Wetter, Situation, Erfahrung der Crew, Größe der Yacht und lokalen Vorschriften ab. Grundsätzlich gilt jedoch: Eine Rettungsweste zu tragen ist immer sinnvoller als nicht.

Generell empfohlen oder vorgeschrieben ist das Tragen der Weste:

• beim An- und Ablegen
• bei starkem Wind oder Seegang
• bei Nachtfahrten
• beim Verlassen des Cockpits auf dem Deck
• bei geringer Sicht (Nebel, Regen)
• bei starkem Seitenwind oder Krängung
• für Gäste ohne Schwimmerfahrung
• für Kinder grundsätzlich immer

Auf vielen Charteryachten lautet die Bordregel:
Rettungsweste ab Windstärke 4 verpflichtend.

Kinder:
Für Kinder ist das Tragen einer Weste jederzeit erforderlich — unabhängig von Wind oder Sicht. Kindwesten haben zusätzlich Schrittgurte, damit sie nicht aus der Weste rutschen können.

Automatikwesten vs. Feststoffwesten:

• Automatikwesten lösen sich beim Eintauchen ins Wasser aus und blasen sich auf
• Feststoffwesten sind starr, tragen aber sofort
  Auf Charteryachten sind fast immer Automatikwesten vorhanden — sie sind komfortabler und lassen sich leicht tragen.

Warum trägt man oft im Cockpit KEINE Weste beim ruhigen Wetter?
Weil das Cockpit ein geschützter Bereich ist — tiefer gelegen — mit guter Haltemöglichkeit und geringem Risiko über Bord zu gehen.
Auf dem Deck hingegen steigt das Risiko erheblich.

Für Nichtschwimmer ist die Rettungsweste generell verpflichtend. Es ist gängige Praxis, dass Gäste beim Boarding kurz gefragt werden:

Wer kann nicht schwimmen?

und diese Personen erhalten eine feste Rettungsweste.

Bei Nacht gilt eine starke Faustregel in der Seefahrt:
Nach Sonnenuntergang immer mit Weste — auch bei ruhiger See.

Das gilt, weil ein Mann-über-Bord-Ereignis nachts extrem schwer zu bemerken und zu managen ist.

Hohe See vs. Küstennähe:

• in Küstennähe kann Hilfe oft schnell kommen
• auf offener See dauert Rettung länger

dort wird strenger mit Westen umgegangen

Skipperpflicht:
Der Skipper ist rechtlich verantwortlich für die Sicherheit der Gäste.
Er entscheidet im Zweifel stets PRO Weste.

Wichtiger Praxissatz:
Eine Rettungsweste ist wie ein Sicherheitsgurt im Auto: Man hofft, sie nie zu brauchen — aber wenn, dann rettet sie Leben.

Für Gäste bedeutet das:
Die Weste ist kein Zeichen von Unsicherheit oder Angst — sondern von Verantwortung und guter Seemannspraxis. Erfahrene Segler tragen Westensysteme selbstverständlich — nicht aus Vorsicht, sondern aus Respekt vor dem Meer.

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